Auswanderer (ca. 1843 – 1913)

Wer das Herzogtum verlassen wollte, hatten eine Reihe von Formalitäten (z. B. Beantragungen beim Herzoglichen Verwaltungsamt HBN, Beschaffung des Auswandererpasses, die Klärung von Vermögensangelegenheiten) zu erledigen. Wenn dies erfolgt war, wurde das Vorhaben amtlich veröffentlicht. Erst danach erfolgte die Aushändigung von Auswandererschein und Reisepass.

Bekanntmachung der Auswanderung von Christiane Balsam / Häselrieth mit Tochter (siehe x) 1844 (Quelle: Privatarchiv Ross / HBN)

Dieses Dokument nennt einige Häselriether Auswanderer. Aus der “Deutschen Auswanderer Datenbank” des Historischen Museums Bremerhaven, dem Privatarchiv Ross / HBN und weiteren Quellen wurden Funde ergänzt. Daraus wurde eine unvollständige Liste der ausgewanderten Häselriether erstellt.

Häselrieth hatte von 1844 – 1890 381 - 528 Einwohner. Im Laufe von 67 Jahren wanderten maximal 120 Bürger, davon 79 sicher in Häselrieth wohnend, als Einzelpersonen, Paare oder Familien mit Kindern aus. Darunter sind noch heute geläufige Namen wie Blaufuß, Dorst, Fischer, Häfner, Hartleb, Höhn, Köhler, Lenhardt, Lörzing, Popp, Rottmaier, Schleusing, Schmidt, Schubert und Werner.

Die erste Auswanderin war Catharina Dittmann, die 1843 ins preußische Gethles übersiedelte, der letzte 1913 der Botaniker August Lörzing, der in die Niederlande (Kolonie Java / Sumatra) ging. Der größte Wegzug war 1851 zu verzeichnen, als Johann und Henriette Asch, Johann Mißner mit Kind und die Familien Nicol und Georg Koch mit zusam-men 8 Kindern gen Amerika reisten. Dazwischen lagen Jahre, in denen kaum Auswanderung stattfand.                                                                                            
Wunschheimat Nummer 1 waren die heutigen USA. Nur in Einzelfällen verließ man das winzige Herzogtum, um in den Grenzen von Deutschland unterzukommen (z. B. Bertha Köhler 1864 - Düsseldorf) oder sich anderswo (z. B. Catharina Häfner 1854 - Brasilien, Christiane Schleusing - Neuseeland) ein neues Leben aufzubauen.

In zahlreichen Fällen besteht die Vermutung, dass zunächst ein Familienmitglied auswanderte, um Jahre später weitere Angehörige nachzuholen (z. B. Blaufuß, Büchel, Günzel, Knopf, Popp, Pfeifer, Rittweger, Schleusing). Zur Familie Balsam, konnte dies anhand aufgefundener Briefe detaillierter nachgewiesen werden.                                    
Die Ursachen für die Auswanderung sollten im persönlichen Bereich der Betreffenden und in wirtschaftlichen Gründen zu finden gewesen sein. Auf jeden Fall scheiden Natur-katastrophen, größere Hungersnöte, Seuchen, Kriege u. dgl. aus.

Es gab auch Rückkehrer, so z. B. den Tüncher Johann Bernhard Pfeifer (vor 1866), der seinen Wallrabser Familie in Arcola / Illinois zurückließ, um nach 2 Jahren wieder in Häselrieth zu leben sowie Wilhelm Bohland (?). Daneben konnten auch einige Besucher in der „alten Heimat“ (Friedrich Häubach 1870, Michael Lenhardt mit Tochter 1872) ermittelt werden.

Häselrieth hatte nach der heutigen Kernstadt HBN die absolut meisten Auswanderer. Danach kam das erheblich kleinere Weitersroda mit Friedrichsanfang. Den geringsten Anteil hatten Leimrieth und Ebenhards.                                                                        
Diese Aussagen entsprechen dem Stand von Ende 2010. Illegale Auswanderer wie z. B. Verweigerer des Militärdienstes, Schuldenflüchtlinge u. a. wurden damals nicht erfasst. Die vorhandene Liste könnte daher durch weitere Recherchen vervollständigt und vertieft werde. 

Der Datenträger des Heimatvereins enthält die Auswanderer – Liste.